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Kluges Liquiditätsmanagement
Oder: Warum frei verfügbare Mittel so wichtig für Ihr Unternehmen sind
Ein gesundes Unternehmen lebt nicht nur von guten Ideen und vollen Auftragsbüchern – es lebt vor allem von Liquidität. Denn wenn die finanziellen Mittel fehlen, um laufende Kosten wie Gehälter, Mieten oder offene Rechnungen fristgerecht zu bezahlen, droht schnell die Zahlungsunfähigkeit. Die Folge: Überschuldung oder sogar Insolvenz. Ein effizientes Liquiditätsmanagement ist daher kein „Nice-to-have“, sondern überlebenswichtig.
Was ist Liquiditätsmanagement?
Liquiditätsmanagement bezeichnet die kurz-, mittel- und langfristige Planung und Steuerung der Zahlungsfähigkeit eines Unternehmens. Ziel ist es, sicherzustellen, dass alle finanziellen Verpflichtungen jederzeit zuverlässig erfüllt werden können – unabhängig davon, ob der nächste Zahlungseingang schon gebucht wurde oder nicht.
Zur Bewertung der Liquidität werden Kennzahlen wie der Cashflow aus dem operativen Geschäft, Investitionen und der Finanzierung analysiert.
Wo liegt die Herausforderung beim Liquiditätsmanagement?
Ein Unternehmen ist erfolgreich, die Nachfrage stimmt, die Auftragslage sieht gut aus – und trotzdem mangelt es an freier Liquidität. Woran liegt das?
Thorsten Klindworth, Vorstandsvorsitzender der A.B.S., erklärt:
„Das Geld ist nicht weg – es steckt nur fest. Viele Kunden zahlen erst kurz vor Ablauf des Zahlungsziels, manche auch verspätet. Wer selbst aber pünktlich zahlen will oder muss, gerät schnell in eine Schieflage.“
Wie viel Liquidität ist eigentlich optimal?
Die ideale Höhe der Liquiditätsreserven hängt vom Geschäftsmodell ab. Es gilt, eine Balance zwischen Liquidität und Rentabilität zu finden:
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Zu wenig Liquidität gefährdet die Zahlungsfähigkeit.
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Zu viel ungenutztes Kapital schmälert die Rentabilität, weil das Geld nicht arbeitet.
Ein Puffer für unvorhersehbare Investitionen oder Zahlungsausfälle ist sinnvoll – doch Liquidität sollte aktiv gesteuert werden, nicht brachliegen.
Was sind liquide Mittel und wie wird die Liquidität eines Unternehmens gemessen?
Es gibt einige Faustformeln, um die Liquidität eines Unternehmens genauer zu bewerten. Dazu muss man zunächst den Begriff „liquide Mittel“ definieren. Laut Handelsgesetzbuch sind das jene „flüssigen“ Vermögenswerte eines Unternehmens, welche umgehend zum Begleichen von Verbindlichkeiten zur Verfügung stehen, also der Kassenbestand, das Bundesbankguthaben, diskontfähige Wechsel, das Guthaben bei Kreditinstituten und Schecks. Gemäß dem Grad ihrer Umwandlungsfähigkeit in Bargeld unterscheidet man liquide Mittel ersten, zweiten und dritten Grades.
Liquidität 1. Grades
Barliquidität: Cash Ratio
Formel: (Liquide Mittel / kurzfristige Verbindlichkeiten) × 100
Ideal: 10–30 %
Zeigt, wie viel der kurzfristigen Verbindlichkeiten aus dem Kassenbestand sofort gedeckt werden kann.
Liquidität 2. Grades
Einzugsbedingte Liquidität: Quick Ratio
Formel: [(Liquide Mittel + kurzfristige Forderungen) / kurzfristige Verbindlichkeiten] × 100
Ideal: 100–120 %
Bezieht auch Forderungen mit ein – aussagekräftiger als Grad 1.
Liquidität 3. Grades
Umsatzbedingte Liquidität: Current Ratio
Formel: [(Liquide Mittel + Forderungen + Vorräte) / kurzfristige Verbindlichkeiten] × 100
Ideal: 200 %
Berücksichtigt zusätzlich die Lagerbestände – wichtig für langfristige Zahlungsfähigkeit.
Was tun, wenn die Liquidität schwach ist?
5 Maßnahmen für besseres Liquiditätsmanagement:
Ist die Liquidität zu schwach, hat das negative Auswirkungen auf das Unternehmen: die Kreditlinie wird überzogen, Skontomöglichkeiten können nicht ausgeschöpft werden, die Umsatzsteuer wird nicht abgeführt und Gehälter können nicht mehr pünktlich gezahlt werden. Doch es gibt auch einige pragmatische Möglichkeiten, dem entgegenzuwirken und die Liquidität zu erhöhen:
Eigene Rechnungen sollten auf Rechtssicherheit und Rechtskonformität geprüft und zeitnah mit der Lieferung der Leistung gestellt werden. Es empfiehlt sich zudem, die Bonität der Abnehmer zu überwachen und überfällige Rechnungen stringent zu mahnen. Im Ernstfall sollten diese Rechnungen durch Inkasso oder gerichtliche Beitreibung verfolgt werden.
Da in Ihrem Lagerbestand Werte wie Rohstoffe, Arbeitsleistung oder Produktionsnebenkosten stecken, sollten Sie den Umfang Ihrer Lagerhaltung überdenken.
Mit einer qualifizierten Liquiditätsplanung, der Disposition liquider Mittel, der Gestaltung der Zahlungsströme sowie einem Währungsrisikomanagement können Liquiditätsengpässe vorhergesehen und auch verhindert werden. Darüber hinaus sollten immer alle voraussehbaren Steuerzahlungen berücksichtigt werden. Unerwartet hohe Steuervorauszahlungen können auf Antrag herabgesetzt werden, wenn mit einem schlechteren Jahresergebnis zu rechnen ist.
Das gelingt durch den Verkauf von Anlagevermögen oder eine langfristige Kapitalaufnahme, um auf diese Weise die kurzfristigen Verbindlichkeiten zu reduzieren. Zudem macht es Sinn, mit den Lieferanten verlängerte Zahlungsziele auszuhandeln und so eigene Zahlungsausgänge hinauszuzögern. Sachanlagegüter sollten nur entsprechend ihrer Nutzungsdauer finanziert werden und bei Bankkrediten empfiehlt sich die Option einer Sondertilgung. Auch das Leasing von Anlagen und Fahrzeugen schont die Liquidität, ebenso wie Sale-and-lease-back-Verfahren für Gebäude oder Maschinen.
Ein weiterer Hebel, um die in Forderungen gebundene Liquidität freizusetzen, ist das Factoring. Dabei verkauft ein Unternehmen seine offenen Forderungen an einen Factoring-Dienstleister. 90% der Rechnungssumme werden dann sofort an das Unternehmen ausbezahlt, die verbleibenden 10% als Sicherheitseinbehalt genutzt, aber nach Zahlungseingang durch den Debitor ebenfalls ausbezahlt. Dabei sind die Forderungen zu 100% gegen Forderungsausfall geschützt, d.h. das Unternehmen ist komplett unabhängig vom Zahlungsverhalten seiner Debitoren und verfügt sofort über die in den Forderungen gebundene Liquidität. Diese kann nun wiederum in den Abbau von Verbindlichkeiten, in Skontozahlungsziele oder notwendige Investitionen gesteckt werden. Sämtliche administrativen Tätigkeiten rund um den Forderungseinzug werden vom Factoring-Dienstleister übernommen. Daher macht Factoring nicht nur liquider, sondern ist auch aufgrund der vielen begleitenden Vorteile für Unternehmen sehr interessant.
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Fazit: Liquiditätsmanagement ist Vertrauenssache
Ob Start-up oder Mittelstand – ein kluges Liquiditätsmanagement ist essenziell für die Handlungsfähigkeit und das Vertrauen in Ihr Unternehmen. Besonders in Wachstumsphasen oder wirtschaftlich herausfordernden Zeiten kann eine verlässliche Liquiditätsstrategie den Unterschied zwischen Stabilität und Schieflage ausmachen.
„Selbst wachstumsstarke Unternehmen können ohne durchdachtes Liquiditätsmanagement ins Straucheln geraten. Wer frühzeitig gegensteuert, bleibt handlungsfähig.“
– Thorsten Klindworth, CEO A.B.S. Global Factoring AG
